Glaubens-Präfekt Müller für neues Nachdenken über „Zueinander von Mann und Frau“
Vatikanstadt, 20.11.14 (KAP) Mit einem entschiedenen Bekenntnis zur traditionellen Ehe ist am Mittwoch im Vatikan ein interreligiöser Kongress zur Geschlechterbeziehung von Mann und Frau zu Ende gegangen. „In ihnen lebt die Menschheit. In ihnen leben die Kulturen und Glaubensbekenntnisse der Welt“, heißt es in einem gemeinsamen Schlussdokument der Gelehrten und Geistlichen aus 14 Religionen. Die Ehe sei das wahre Fundament für den Bau von Familien und der ganzen menschlichen Gesellschaft. „Es steht uns nicht zu, dies zu verändern. Es ist vielmehr unsere Aufgabe, dazu zu ermutigen und dies zu feiern.“
Für den Kongress „Humanum: Internationales Interreligiöses Kolloquium über die Komplementarität von Mann und Frau“ waren Religionsvertreter aus aller Welt nach Rom gekommen, um sich in Vorträgen und Diskussionen über den Wert und die Lage der Ehe in der Welt von heute auszutauschen. Die dreitägige Veranstaltung wurde unter Federführung der vatikanischen Glaubenskongregation organisiert.
Die traditionelle Ehe stehe heute einer „Armee von Ablenkungen“
gegenüber, deshalb würden Heiraten seltener und Geburten weniger, beklagten die Teilnehmer in dem Abschlusspapier. Schuld am Niedergang von Ehe und Familie seien aber auch Armut und Krieg in der Welt. „Wo immer die Ehe ins Hintertreffen gerät, verlieren wir die transzendentalen und materiellen Güter, die alle menschlichen Wesen genießen sollten.“ Die Religionen hätten in der Vergangenheit aber nicht genug für den Schutz von Ehe und Familie unternommen.
Die Glaubenskongregation bezeichnete das Kolloquium im Vorfeld als bisher einzigartige Zusammenkunft und beispielloses Signal der weltweiten Glaubensgemeinschaften für die Eintracht in existenziellen Fragen. Neben Katholiken und Protestanten, Juden und Muslimen beteiligten sich unter anderen Buddhisten, Hindus, Taoisten, Mormonen und Sikhs an dem Treffen.
Papst Franziskus hatte die Konferenz am Montag eröffnet. In seiner Ansprache appellierte er, Ehe und Familie dürften nicht zum Spielball von Ideologien werden. Familien, die auf der Verbindung von Vater und Mutter beruhten, seien eine anthropologische Tatsache und die Keimzelle der Gesellschaft. Junge Menschen warnte er vor einer „Kultur des Provisorischen“.
Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Müller, verwies zur Eröffnung darauf, sexuelle Unterschiede begründeten keine Ungleichberechtigung, die Verschiedenheit von Mann und Frau dürfe aber nicht geleugnet werden. In einem Interview mit Radio Vatikan rief er zu einem Nachdenken über das „Zueinander von Mann und Frau“ in der Kirche und in den öffentlichen Institutionen auf. Zugleich betonte er mit Blick auf die traditionelle Geschlechterbeziehung die Geschlossenheit der 14 Religionen, „die ja den größten Teil der Menschheit repräsentieren, und die auch die lange Geschichte der Menschheit vergegenwärtigen können“. Es gehöre zur Wesensgestalt des Menschen, dass Gott ihn als Mann und Frau geschaffen habe.